Wiltrud Hackl, Geschäftsführerin OÖ Kulturpolitik, Eröffnungstext “Gedankenwege”, Galerie DIE FORUM Wels, 2020 :
“… am Beispiel der Installation Birgit Schweigers im ersten Raum. Die Linie ist hier eine, die ihrer Funktion enthoben wurde und zwischen den Punkten stattfindet, in dem sie als Linie zum Gedanken wird. Die Schnüre laufen zusammen, teilen sich, laufen parallel, verbinden Welten, ergänzen sich, überlappen sich, widersprechen sich und reißen mitunter. Da die Fäden aus Papier sind, halten sie andere Spannungen aus als andere Schnüre. Das Kunstwerk, das Birgit Schweiger immer abhängig von der jeweiligen Raumsituation errichtet, zerstört sich so mitunter noch während des Ausstellungsaufbaus oder aber möglicherweise durch die Berührung mit Besucherinnen oder aber auch gar nicht, je nachdem mit welcher Haltung diesen Gedanken-Fäden der Künstlerin gegenüber die Besucher sich dem Kunstwerk nähern. Fäden können wie Gedanken reißen, abrupt, geben der Spannung nach oder aber leiten sie weiter, öffnen einen Gedankenraum, in den sich Gedanken anderer Menschen gleichsam ein“spinnen“ können. “….”
“… Zum Schluss möchte ich zum räumlichen Anfang dieser Ausstellung kommen – und zu den digitalen Zeichnungen von Birgit Schweiger. Sie entstehen auf einem IPad, erinnern an Scribbles, an schnelle Skizzen oder Zeichnungen, bei näherer Betrachtung erst wird deutlich, was die Künstlerin hier mit diesen Linien entstehen lässt – Ränder, Übergänge, in denen sich Objekte, die an Figuren, Personen erinnern mögen, oft aber auch unbekannte Wesen, organische Gebilde, sich verbinden; ihre Ränder, ihre Linien gehen ineinander über.
Die Auseinandersetzung mit dem Verbindenden, das der Linie also oberflächlich und rasch zugeschrieben und auch abverlangt wird, kann so zu einer Überwindung des Verbindenden werden, zur Überwindung dessen, was uns etwa aus anthropozentrischer Sicht angeblich eint – (wir sind alle Menschen, aber: sind wir alle Menschen?) – Auch damit beschäftigen sich die Arbeiten in dieser Ausstellung, wenn wir etwa auf die Bilder Birgit Schweigers an der Wand hinter uns blicken.”
Nora Bruckmüller, Redakteurin OÖN, 8. Oktober 2021:
“…So weiß die Lichtenberger Künstlerin Birgit Schweiger (“DIE FORUM Wels”) zu berichten, wie sie von der Zeichnung für Ihr Objekt “Menschennest” ins Dreidimensionale wechselte – ein Sinnbild für das Straucheln wie für die Verbundenheit”…
Elke Sackel, Künstlerin, 2020:
…”Das Flimmern der locker aneinander gesetzten Farbflächen entspricht dem Glitzern und Glänzen der Wassertropfen auf den regennassen Bäumen, unter denen ich hindurchgefahren bin. Hier im Bild scheint aber die Sonne, ein Stück blauer Himmel leuchtet auf und öffnet den Bildraum. Im Mittelgrund plätschert ein Bach, das Wasser spiegelt das Himmelsblau, mein Blick folgt dem Flusslauf, findet eine sitzende Frau, die sich nur wenig von den Grüntönen der Umgebung abhebt und bleibt plötzlich irritiert hängen. Eine Verschiebung, eine Ungewissheit taucht auf. Eine exakte Gerade wächst aus der rechten Uferböschung, eine Kante, die nichts mit den organisch wirkenden Linien und Farbflächen im Bild zu tun hat. Mit etwas Abstand erkenne ich eine Glasscheibe, die hier die Idylle stört. Die Sitzende scheint hinter dem Glas zu sein. Oder ist es ein Spiegel?“
Silvia Müllegger, Kunsthistorikerin, 2020:
“…Birgit Schweiger experimentiert mit Ebenen, die ineinanderfinden; einzelne Striche führen ein Eigenleben, fließen weiter und werden von der Künstlerin intuitiv, bisweilen über die Leinwand in raumgreifende Vernetzungen geführt – eine nahezu dreidimensionale Expansion von Grafik in die Weite. Dieses Infragestellen von Normen, das Ausloten von Grenzen und die Entdeckung von Sphären sind bezeichnend für ihre künstlerische Haltung…”
Silvia Müllegger, Kunsthistorikerin, Auszug Katalogtext 2015:
“…Das Oeuvre der Künstlerin Birgit Schweiger charakterisiert sie als aufmerksame, sensible Beobachterin ihres unmittelbaren Umfelds, als eine, die wie ein Seismograph einzelne Szenen und Augenblicke aufnimmt und als Stimmungsbilder ihrer Zeit dokumentiert. Im Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung steht meist der Mensch als Teil des Kollektivs mit seinen Riten und Verhaltensweisen.”